Bourbon. Bei vielen Menschen stellt sich schon beim Namen die Nackenhaare auf und der Gedanke eben solchen zu trinken stößt bei einigen direkt auf Ablehnung. Aber warum hat amerikanischer Whiskey so einen schlechten Ruf in Deutschland?
Ein Grund ist garantiert, das viele mit Whisky-Cola in die Spirituosen-Szene einsteigen. Probiert man dann den zum mixen gedachten Einsteiger-Jack//Jim pur, kommen wahrlich keine Gaumenfreuden auf. Wer Glück hat und danach die Möglichkeit bekommt eine guten Scotch oder Irish Whisk(e)y zu verkosten, findet vielleicht zurück in die Whiskywelt. Sehr selten führt der Weg allerdings zu den Amerikanern zurück.
Aber es geht auch anders. Amerikanischer Whisky ist mehr als nur zum mixen gemacht und schaut man einmal hinter Jim und Jack finden sich richtig gute Whiskeys. Da das Feld des Bourbon ebenso weit ist wie das der Schotten, wollen wir euch in diesem Artikel erst einmal einen kleinen Überblick über diese unterschätze Spirituose liefern.
Worin besteht der Unterschied zu den Schotten und Iren?
Noch im 18. Jahrhundert war mit dem Begriff „Bourbon“ nur Whiskey gemeint, der aus der Region Bourbon in Virginia stammte. Diese Region wurde nach dem französischen Adelsgeschlecht der Bourbonen benannt, welche im Laufe der Jahre Innbegriff für amerikanischen Whiskey wurde. Wie das Schicksal so spielt, gibt es in dieser Region heutzutage tatsächlich nicht eine einzige Brennerei mehr. Die Hochburgen der Bourbon-Herstellung sind allerdings in den Südstaaten geblieben und konzentrieren sich auf die Regionen Kentucky und Tennessee.
Doch auch in der Herstellung gibt es einige Unterschiede zu den klassischen Vertretern aus Übersee. Bourbon Whiskey muss mindesten 51% Mais enthalten. Hierdurch entsteht die charakteristische Süße und je höher der Maisanteil, desto süßer auch das Endergebnis. Allerdings ist auch ein geringer Anteil an Gerstenmalz unerlässlich, da sich hier die Enzyme finden, die Stärke in Zucker umwandeln, welche für die alkoholische Gärung Voraussetzung sind. Häufig wird diesen beiden Getreidesorten noch Roggen hinzugefügt der dem Boubon Würze und Säure verleiht.
Auf das Alter kommt es an…
…allerdings nicht unbedingt beim Bourbon. Im Gegensatz zum schottischen und irischen Whisky hat Bourbon keine Mindestreifezeit. Wenn der Whiskey jedoch den Zusatz „Straight Bourbon“ tragen möchte, muss die Reifezeit mindestens zwei Jahre betragen und in frischen Eichenfässern, sogenannten Virgin Oak Fässern, erfolgen. Durch diese frischen Eichenfässer bekommt der Whiskey von Anfang an eine Fülle von Farbe und Aromen. In Amerika ist es verboten, Whiskyfässer mehrfach zu befüllen, daher wandern die benutzen Fässer im Anschluss nach Übersee.
Die frischen Eichenfässer werden vor der Befüllung noch ordentlich ausgebrannt oder getoastet. Hierbei werden die großen, vernetzten Zuckermoleküle der im Holz enthaltenen Hemicellulose in kleinere Zuckerbausteine aufgespalten und karamellisiert. Hemicellulose sorgt somit für die Süße und die Farbe im Whisky. Aus dem anderen Holzbestandteil Lignin entsteht durch die Wärmebehandlung des Holzes eine Fülle verschiedener aromatischer Verbindungen, wie z.B. Vanillin und Guajakol. Diese steuern dem Bourbon die charakteristischen und geschätzten Vanille- und Gewürzaromen bei.
Aber auch Bourbon ist nicht gleich Bourbon. Es gibt diverse Unterkategorien wie Straight Bourbon, Bottled-in-Bond Bourbon, Single Barrel Bourbon oder die wohl bekannteste Unterkategorie, den Tennessee Whiskey.
Dem Ein oder anderen ist vielleicht schon aufgefallen, dass auf den markanten Flaschen von Marktführer Jack Daniels das Wörtchen Bourbon gar nicht aufgedruckt ist sondern die Bezeichnung Tennessee Whiskey trägt. Auch hier gibt es kleine, feine Unterschiede die sich von anderen Boubon Whiskeys abheben.
Zum Einen natürlich die Regionsbezeichung. Tennessee Whiskey darf natürlich nur aus dem Bundesstaat Tennessee stammen. Ansonsten wird er grundsätzlich wie Bourbon produziert, unterscheidet sich aber durch die besondere Kohlefiltration, auch bekannt als Lincoln County Process oder Charcoal Mellowing. Hierbei durchläuft der Whiskey einen vier Tage dauernden Filtrationsprozess durch Holzkohle aus verbranntem Ahornholz. Dadurch ist der Brand besonders rein, wenn er in die frischen Eichenholzfässer kommt.
Wir haben euch hier verschiedene Bourbonkategorien noch einmal genauer aufgelistet!
Bourbon Whiskey
- muss in Amerika hergestellt werden
- muss mindestens 51% Maisanteil enthalten
- muss in frischen, ausgekohlten Fässern aus amerikanischer Weißeiche lagern
- Bourbon hat keine Mindestreifezeit
- muss mit mindestens 40% Vol. abgefüllt werden
Straight Bourbon
- hat die gleichen Anforderungen wie klassischer Bourbon
- darf keinerlei Zusatzstoffe enthalten
- muss mindesten 2 Jahre in frischen, ausgekohlten Fässern aus amerikanischer Weißeiche lagern
- ist er jünger als 4 Jahre muss dies auf dem Etikett vermerkt sein
- darf nach der Lagerung nicht verschnitten werden
Single Barrel
- hat die gleichen Anforderungen wie klassischer Bourbon
- der Whisky stammt aus nur einem einzigen Fass einer einzigen Destillerie
Bottle in Bond
- darf nur aus einer einzigen Destillerie stammen und nur aus einer Saison sein
- Mindestreifezeit von 4 Jahren
- Muss mindesten 50% Vol. enthalten
- Über die Zeit der Lagerung verschließt der Zoll das Lagerhaus
Wie ihr seht, ist Bourbon ebenso komplex wie Scotch und ich könnte noch seitenweise Unterschiede und Herstellungsmethoden ausflisten. Da dies jedoch nur ein kurzer Überblick sein sollte, wollen wir euch jetzt noch ein paar unserer Lieblinge vorstellen.
Der Einsteiger: Bulleit Bourbon
- Small Batch Whiskey
- 45% Vol.
- perfekt für den Einstieg
- 68% Mais, 28% Roggen und 4% gemälzter Gerste
- aus Kentucky
Nase: reichhaltig, Eichentöne und leichter Rauch
Gaumen: sanft, komplex mit einer Idee Vanille und Honig
Abgang: langer Abgang mit Eichenholz, weiche Gewürze
Der Komplexe: Basil Hayden´s
- Premium Bourbon von Jim Beam
- 40% Vol.
- Small Batch Abfüllung
- 8 Jahre alt
- 51% Mais und sehr hoher Roggenanteil
- aus Kentucky
Nase: süße Vanille und Gewürze mit weichem Holz
Gaumen: pfeffrige Würze und Honig, Vanille und weiches Leder
Abgang: lang und trocken
Der Ausgefallene: Heaven´s Door
- Herzensprojekt von Rocklegende Bob Dylan
- Tennessee Straight Bourbon
- 42% Vol.
- sehr komplex und ausgewogen
- jede Flasche von Heaven’s Door zeigt eines von Dylan’s geschweißten Eisentoren, die er selbst in seinem Studio „Black Buffalo Ironworks“ herstellt
- reift mindestens 6 Jahre
- nicht kühlgefiltert
Nase: Noten von Gebäck und Vanille, gebackenem Brot, gebuttertem Popcorn und Trockenfrüchten
Gaumen: Fruchtnoten von Aprikosen und Pfirsichen, Ingwer, Vanille und weiche würzige Holznoten
Abgang: Weicher und anhaltender Abgang von Karamell, Zimt und Muskatnuss.
Die Fassstärke: Booker´s
- Master Destiller Booker Noe kreierte mit Booker’s einen Bourbon, der ungefiltert und unverschnitten direkt aus dem Fass in Flaschen abgefüllt wird
- kräftige 63,2% Vol.
- 6-8 Jahre alt
- Small Batch Abfüllung
- Kentucky Straight Bourbon
Nase: kräftige Vanille- und Karamellnoten; leicht rauchig
Gaumen: intensive und komplexe Aromen von Vanille, Nüssen und Eiche
Abgang: lang und anhaltend, würzig und wärmend in der Kehle
Der Besondere: Blanton´s
- Straight from the Barrel
- Einzelfassabfüllung
- 64,9% Vol.
- absoluter High Class Whiskey
- selten Verfügbar
- kräftig und trotzdem elegant
Nase: Honig, kandierte Früchte und Gewürze
Gaumen: vollmundig, etwas Vanille und Zitrusfrucht, pfeffrige Note, mild für den Alkoholgehalt.
Abgang: langanhaltende Vanillenoten und Süßholz, kandierte Früchte
Wir hoffen sehr, dass unser kleiner Bourbon Exkurs euch ein wenig Aufschluss gebracht hat und euer Interesse an Bourbon geweckt hat. Wir haben auf jeden Fall Appetit bekommen und wünschen euch viel Spaß beim Verkosten!
Diese Abfüllungen und weitere gute Tropfen findet ihr natürlich in unserem Shop auf eWhisky.de!