Die Nase macht den Unterschied
Die Whiskyszene ist im Wandel. Viele schottische und internationale Brennereien verlassen sich inzwischen auf die geschulten Nasen von Frauen wenn es um´s Destillieren und Blenden von Whisky geht.
Wissenschaftlich ist das auch gar keine schlechte Idee. Statistisch ist bewiesen, dass die Nasen von Frauen deutlich besser im Aufnehmen und Zuordnen von Aromen sind. Männern fällt es hingegen deutlich schwerer, bestimmte Düfte zu benennen, dadurch schneiden sie in Tests meist schlechter ab. „Selbst klischeetypische ‚Männergerüche‘ wie Maschinenöl oder Bier werden von weiblichen Testpersonen schneller erkannt und benannt als von männlichen.“, so Jessica Freiherr, Neurowissenschaftlerin am Klinikum der RWTH Aachen. Man kann seine Nase und sein „Riechgedächtnis“ jedoch trainieren, also Übung macht den Meister.
Frauen an die Gläser
Eine der bekanntesten Frauen in der Whiskyszene ist garantiert Rachel Barrie. Mit einem abgeschlossenen Chemiestudium in der Tasche, bekam sie eine Stelle als Forschungswissenschaftlerin am Scotch Whisky Research Institute. Danach arbeitete sie bei Glenmorangie und wurde 2003 die erste weibliche Master Blender in Schottland.
Seit 2017 ist sie für die Marken von Brown Forman verantwortlich, wozu unter Anderem GlenDronach und BenRiach gehören. 2018 bekam sie die Ehrendoktorwürde von der Edinburgh University und 2019 wurde sie in den erlesenen Kreis der „Keeper of the Quaich“ aufgenommen. Eine wirklich erstaunliche Kariere, die sich viele männliche Kollegen nur erträumen können.
„Ich denke, immer mehr Frauen begeistern sich schon für Whisky. Die Welt des Whiskys hat sich in den letzten Jahrzehnten unglaublich weiterentwickelt und ist heute vielfältiger und integrativer denn je“. Barrie ist Vorbild und Inspiration für viele weibliche Kolleginnen ihren Traum zu verfolgen und sich in den Kreis der Männer vorzuwagen.
Das weibliche Dreigestirn von Penderyn
Komplett unter weiblicher Leitung ist die walisische Brennerei Penderyn. Aista Jukneviciuteist Master Distiller, kümmert sich um den Brennvorgang, den Fasseinkauf sowie das Fassmanagement, ist für die Lagerung und natürlich das Blenden von Fässern verantwortlich. Die zweite im Bunde ist Laura Davies, ihres Zeichens Distillery Manager. Sie studierte Forensik und Kriminalistik an der Universität von Glamorgan und ist eher zufällig in die Whiskybranche gekommen. Auch sie arbeitete als Master Distiller bevor Sie ins Management wechselte. Seit kurzem gehört auch Bethan Morgan als Trainee Distiller zum Team der Brennerei und erlernt unter Aista und Laura das Handwerk der Whiskyproduktion.
Schwedens bekannteste Master Blender(in)
Angela D’Orazio hält die Zügel in der schwedischen Brennerei Mackmyra fest in der Hand. Seit 2004 ist sie um Unternehmen und begann als Head of Whisky Development. Seit 2005 ist sie Master Blenderin, liebevoll „Chief Nose Officer (CNO) genannt, und entwickelt die für Mackmyra typischen, ausgefallenen Whiskys. Mit Gespür und Gefühl für Aromen kreiert sie ausgefallene Destillate die in landestypischen Weinfässern reifen, so u. A. im Glöggwein-, Moltebeer- oder Preiselbeerweinfass. So schafft es Angela, Mackmyra immer wieder im Gespräch zu halten und Whiskys zu kreieren die weltweit so noch nie gab. In Kürze wird es einen Whisky im Birkenweinfass geben, der wieder außergewöhnliche Aromen verspricht.
Wir hoffen sehr, dass in den kommenden Jahren noch mehr Frauen und ihre erfolgreichen Kreationen das männerdominierte Whiskyimperium ordentlich aufrütteln. Die Erfolge sprechen für sich!