Bei der Vielzahl an Brennereien, die an allen Ecken der Welt aus dem Boden schießen, muss man sich schon etwas einfallen lassen um aufzufallen. Fast jede Brennerei reift Whisky in Bourbon-, Sherry- oder Portweinfässern. Absolute Klassiker, ohne Frage, und das Ergebnis kann so unterschiedlich sein wie Tag und Nacht.

 

Die Fassknappheit als Ideenfinder

 

Das viele Brennereien auf diese typischen Fässer zurückgreifen, hinterlässt schon seit Jahren Spuren. Die Knappheit an diesen Fässern wird immer dramatischer. Die Welt müsste viel mehr Sherry und Port trinken um die steigende Fassnachfrage beantworten zu können. Leider sind beide Weine in den letzten Dekaden nicht auf dem Höhenflug der Beliebtheit gewesen. So wird spanischer Sherry oftmals gar nicht mehr verkauft, sondern nur zum „befeuchten“ der Fässer genutzt und anschließend entsorgt. Ähnliches Problem bei dem Portwein.

Es ist auch keine Neuheit, dass Weinfässer nur „geimpft“ werden, d.h. der jeweilige Wein nur ins Holz gespritzt wird ohne je zur Lagerung des Weins genutzt worden zu sein. Der gewünschte intensive Geschmack nach Rosinen und dunkler Schokolade ist damit natürlich nicht zu erwarten. Destillerien haben in diesem Fall nur zwei Möglichkeiten: entweder den exorbitant hohen Preis für „richtige“ Sherryfässer zu bezahlen, oder Alternativen finden.

So ist es nicht verwunderlich, dass in den letzten Jahren ganz neue und bisher eher selten verwendete Fassreifungen auf den Markt kommen. Die spannendsten stellen wir euch hier vor.  

 

Ausgefallene Fassreifungen – Sherry & Port war gestern

Togouchi Sake Cask

 

Der erste Whisky führt uns nach Japan. Die SAKURAO Brewery and Distillery wurde 1918 in der Stadt Sakurao in Hatsukaichi, Hiroshima, gegründet, und stellt Whisky nach schottischem Prinzip her. Aber auch Sake wird in hier produziert. Warum also nicht den Whisky in die hauseigenen Sake-Weinfässer legen? Erstaunlich, dass bisher noch keine andere japanische Brennerei auf diese Idee gekommen ist. Dabei ist der süß-herbe Reiswein doch das Getränk im Land der aufgehenden Sonne. Und das Ergebnis lässt sich auch sehen, bzw. schmecken. Die außergewöhnliche Fassreifung, beschert dem Whisky eine intensive Süße und Fruchtigkeit.

Ausgefallene Fassreifungen – Sherry & Port war gestern

Farbe: Goldgelb

Aroma: Helle Früchte und Honig dominieren das Aroma.

Gaumen: Intensive Süße, Zitrusnoten und grüne Äpfel. Dazu ein Hauch von Zimt und Muskatnuss.

Nachklang: Recht kurzer Abgang mit würziger Süße.

 

Stauning Rye Whisky Mezcal Cask

 

Im Hohen Norden überrascht uns die Brennerei Stauning mit einem ausgefallenen Whisky. Als „elegantes Kind der Liebe“ beschreibt Staunung ihren Rye Whisky, welcher zuerst drei Jahren in neuen, angebrannten amerikanischen Eichenfässern lagert. Erstmal nix neues. Spannend wird es jedoch im Anschluss. Denn dann wird der Whisky für sechs Monate in mexikanischen Oro de Oaxaca-Fässern gelagert. Ein Premium-Mezcal aus der Hauptanbau Region von Agaven. Der Wind der Nordsee vermischt sein Blut mit der mexikanischen Wüste. Eine verbotene Liebesaffäre mit einem sanften und exotischen Abgang.

Ausgefallene Fassreifungen – Sherry & Port war gestern

Farbe: Dunkelgoldgelb

Aroma: In der Nase würziger Tabak, süße Vanille und angebrannter Zucker.

Gaumen: Am Gaumen malzige Butterkeksnoten, Trockenfrüchte, Zimt, brauner Zucker, dunkles Roggenbrot und würzige Eiche.

Nachklang: Mittellang und Intensiv.

 

Starward Ginger Beer Cask

 

Das es Vorteile hat, wenn eine Brennerei und eine Brauerei unter einem Dach sind, ist sicher unbestritten. Man kann kaum einfacher an Bierfässer kommen und diese für die eigene Whiskyproduktion verwenden. In Melbourne wird in der Starward Distillery & Brewery solch eine Symbiose praktiziert. Die Brauerei stellt schon seit Jahren ein beliebtes Ginger Beer her. Anders als im UK wird hier tatsächlich Bier mit Ingwer versetzt und hat um die 4% Vol. Ist sicher Geschmackssache, aber die Aussies stehen drauf. Im Rahmen ihres experimentellen Programms entstehen schon seit Jahren spannende Whiskys, gelagert in ausgefallenen Fässern. 2017 wurde in einem ersten Versuch der Whisky in ein Ginger Beer Fass gelegt und das Ergebnis überzeugte. Die erste Charge war so schnell ausverkauft, dass direkt neue Fässer angesetzt wurden. Inzwischen gibt es diese besondere Abfüllung auch bei uns.

Ausgefallene Fassreifungen – Sherry & Port war gestern

Farbe: Dunkelgoldgelb

Aroma: Deutlilche Ingwernoten, Orange und dunkle Schokolade.

Gaumen: Stark würziger Ingwer, frische Vanille und Ananas.

Nachklang: Ein großes, wärmendes Mundgefühl mit kandiertem Ingwer und Zitrusfrüchten.

 

Currach Kombu Seaweed Cask

 

Die Schotten sind, was Einfallsreichtum in der Fassreifung angeht, meist eher zurückhaltend und traditionell. Da ist man auf der irischen Nachbarinsel deutlich aufgeweckter und experimentierfreudiger. Nur hier kommt man auf die Idee, für das ausbrennen der Fässer getrocknetes Kombu Seegras zu verwenden. Diese spezielle Braunalge wird das ganze Jahr über an die Küsten Irlands gespült und kann bei Ebbe geerntet werden. Der Whisky bekommt salz maritime Noten, vergleichbar mit den Nori-Blättern vom Sushi. Eine absolut abgefahrene, aber erstaunlich leckere Idee.

 

Ausgefallene Fassreifungen – Sherry & Port war gestern

Farbe: Bernsteingelb

Aroma: Toffee und Rosinen mit einem Hauch von Mandeln, unterlegt von Maritimen Noten.

Gaumen: Röstkaffee mit Noten von gesalzenem Karamell und dunkler Schokolade, intensive Noten von Salz und Nori-Blätter(Sushi).

Nachklang: Diese dunklen und reichhaltigen Aromen verklingen und hinterlassen einen anhaltenden und zart süßen maritimen Abgang.

Langatun Barbera Cask

 

Als letztes möchten wir euch noch ein eher klassische, aber unbekannte Weinfassreifung vorstellen. Im Piemont wird seit dem 13 Jh. Barbera Nera angebaut. Eine sehr hochwertige Rebsorte mit intensiven Noten von Kirsche und Pflaume.

Die Langatun Destillerie ist berühmt für ihr ausgezeichnetes und erlesenes Fassmanagement. Man ist vor allem auf der Suche nach außergewöhnlichen Weinfässern und vielfältigen Aromen. Der Langatun Barbera Cask Finish ist eine neue Abfüllung in unserer Cask Finish Reihe. Nach der Vorlagerung in einem Chardonnay Fass aus französischer Eiche, welches dem Whisky eine filigrane Süsse mit schönen Vanille- und Holznoten verleiht, wurde der Single Malt Whisky noch für eine Nachreifezeit von 10 Monaten in ein Barberafass aus dem Piemont umgelagert.

 

Ausgefallene Fassreifungen – Sherry & Port war gestern

Farbe: Dunkles Kirschholz

Aroma: Schöne Holznoten, Rote Beeren, Gewürzbouquet, Karamell.

Gaumen: Dunkle Schokolade, schön ausbalancierte Rotweinnoten mit eingebundenen Eichen Nuancen.

Nachklang: Langanhaltende Würzigkeit, erinnernd an dunkle Schokolade & feinen Espresso.

 

Wem dieser Exkurs zu verrückt war, die jeweils vorgestellten Brennereien haben noch einige spannende Abfüllungen mehr, auch mit eher klassischen Lagerungen. Schaut einfach mal auf eWhisky.de. Da ist garantiert für Jeden was dabei! Euer eWhisky.de Team.