Wer an rauchige Whiskys denkt, dem kommen sofort kräftig getorfte, schottische Malts in den Sinn. Ardbeg, Lahphroaig und Port Charlotte sind daher für jeden Rauch Fan ein Begriff. Aber auch hier tut sich wahnsinnig viel auf dem Markt, allerdings eher International.

 

Viele Destillerien wissen, dass mit den schottischen Torfmonstern nicht mithalten können, und wollen. Aus diesem Grund suchen sich Brennereien neue Wege und Arten um ihrem Whisky eine spezielle Rauchnote einzuhauchen. Und Torf spielt bei diesen Varianten eigentlich keine Rolle mehr. Man greift eigene Ideen auf und wenn kein Torf vorhanden ist, findet man andere Wege. Wir stellen euch ein paar der neuen rauchigen Whiskys vor.

 

West Cork – Peat Charred & Bog Oak Cask

 

Die Iren haben es ja leider nicht so mit Rauch. Es wird zwar immer mehr, da vor allem neue Brennereien sich dem Torf zuwenden, aber „weit verbreitet“ ist anders. Die West Cork Distillers gehen für ihre rauchigen Whiskys erst einmal nicht so ausgefallene Wege. Für „West Cork Peat Charred Cask“ werden die Fässer vor der Belegung mit Eichenholz ausgeräuchert und bringt dem Whisky eine weiche, sehr leichte Rauchigkeit mit. Eine Idee spezieller wird es bei der Variante „Bog Oak Cask“. Hier wird das Fass zwar ebenfalls ausgeräuchert, allerdings verwendet West Cork hierfür alte Mooreichen. In der Nase erst einmal überraschend, da einem direkt Noten von altem, nassen Keller übermannen. Geschmacklich bleibt aber auch hier ein sehr angenehmes, mildes Aroma zurück und lässt gerade Rauch-Neulinge noch nicht überfordern.

Besonderer Rauch im Glas

West Cork – Bog Oak Cask

 

Farbe: Goldgelb

Aroma: Zuerst kommen rauchige Noten, die ein wenig an einen feuchten Keller erinnern. Ein Hauch von Sultaninen und grünem Apfel im Hintergrund.

Gaumen: Gewürze, getrocknete Früchte, Gerstenzucker und gelbe Pflaume. Wieder weicher, leichter Rauch.

Nachklang: Anhaltende Rauchigkeit, begleitet von einem Hauch von braunem Zucker.

Kyrö – Wood Smoke

 

Im Hohen Norden geht man ganz andere Wege. Hier wird das Getreide geräuchert, allerdings nicht mit Torf wie gewöhnlich. Nach einem alten nordischen Brauch wurde dem Roggen in einer 100 Jahre alten „Riihi“-Scheune das feine Aroma von geräuchertem Erlenholz eingehaucht. Dieses Procedere verleiht dem Whisky Aromen von Lagerfeuerrauch, geräuchertem Schinken und einem Wald bei Abenddämmerung. Besonders die fragileren Rauchnoten kommen mit diesem Verfahren zum Vorschein, wobei weder die Roggen-Struktur noch das komplexe Aromenspektrum des Whiskys übertüncht werden. Definitiv ein spannendes Tröpfchen abseits der typischen Wege.

 

 

Besonderer Rauch im Glas

Kyrö – Wood Smoke

 

Farbe: Dunkles Bernsteingelb

Aroma: Aromen von Lagerfeuerrauch, geräuchertem Schinken und einem Wald bei Abenddämmerung

Gaumen: Süßes Roggenbrot, dezenter Holzrauch und süßer Honig vermischen sich.

Nachklang: Im Abgang Noten von Pfeffer und weit entferntem Lagerfeuer.

 

 Ondjaba – Namibian Whiskey

 

Man denkt immer, es kann nicht noch verrückter gehen, und dann kommt Ondjaba. Von der isländischen Eimverk Distillery kennen wir schon die ausgefallene Variante des Räucherns mit Schafdung. Tja, was soll man sagen. Was im Norden funktioniert geht auch im Süden, nur eine Nummer größer. Im ihrem Ondjaba ein ganz besonders Aroma zu verleihen kommt hier Elefantendung ins Spiel. Zuerst getrocknet, wird im Anschluss das Getreide, u.a. namibianische Hirse, damit geräuchert. Nach einer sorgfältigen, mehrfachen Destillation reift der Whiskey in französischen Eichenfässern der eigenen Rotweinproduktion und in neuen amerikanischen Eichenfässern unter der Sonne Afrikas. Das Ergebnis ist ein unvergleichlicher, weicher Whiskey, der die einzigartigen würzigen Aromen des wilden Namibia einfängt. Unfassbar, aber sehr lecker!

 

Besonderer Rauch im Glas

Ondjaba – Namibian Whiskey

 

Farbe: Dunkles Kupferrot

Aroma: Kräftig würziges Aroma nach Tabak und Leder, dazu süße Trockenfrüchte.

Gaumen: Fruchtige Süße von Rosinen und Feigen, dazu kommt wieder eine intensiv würzige, fast rauchige Note.

Nachklang: Lang anhaltend mit dunkler Schokolade, Nüssen und Tabak.

 

Balcones – Brimstone Whisky

 

Im Fernen Amerika gibt es gerade für die Whiskyproduktion strenge Regeln. Unter Anderem dürfen Eichenfässer hier nur ein einziges Mal benutzt werden. Glück für den Rest der Welt, schlecht für die Umwelt, aber Amerika eben. Im Staat der Cowboyhüte und des Lone Star Biers wollte sich die Balcones Distillery von den typischen amerikanischen Whiskys abheben und auch einen rauchigen Malt kreieren. Der Brimstone Whisky wird mit sonnengetrockneter texanischer Buscheiche nach eigenen geheimen Verfahren geräuchert.  Das Ergebnis ist ein Whisky voller frischer, jugendlicher Mais- und leichter Fruchtnoten, gepaart mit einer kräftigen Rauchnote. Kühn und doch ausgewogen, wird es Brimstone in den nächsten Jahren garantiert weit nach oben bringen!

 

Besonderer Rauch im Glas

Balcones – Brimstone Whisky

 

Farbe: Dunkles Kupferrot

Aroma: Puderzucker, kalt geräucherte Butter, BBQ-Speck, Steinobst, Chilischoten und Graham Crackers.

Gaumen: Kandierter Eichenrauch, englischer Pfeifentabak, Orangenmarmelade, Fruchtcocktail, süßer Tee, Chili-Paprika.

Nachklang: Langer trockener Abgang, Kräuter/Minze enden in einer Mineralität, während der Rauch zurückkehrt

 

Säntis Malt – Dreifaltigkeit

 

Last but not least, wollen wir euch noch einmal mit in heimischere Gefilde nehmen. Die Schweizer Familienbrauerei Locher zaubert mit ihrem Säntis Malt ungekannte Aromen ins Glas. Durch die Lagerung in ihren hauseigenen, jahrzehntelang benutzen Schwarzbierfässern, bringt Dreifaltigkeit ein intensives Aroma von geräuchertem Speck mit. Zugegeben, ein klein wenig Appenzeller Hochmoortorf ist auch im Spiel, aber dieses deftig speckige Aroma ist mit nichts zu vergleichen. Er wurde von Jim Murray mit folgenden Worten zum „European Whisky of the Year 2010“ erkoren: „Was wir hier haben ist von solch kontrolliertem, ungeheurem Ausmaß und einer Größenklasse, dass man diesen Whisky Genießen muss.“ Das finden wir allerdings auch!

 

Besonderer Rauch im Glas

Säntis Malt – Dreifaltigkeit

 

Farbe: Dunkles Kupferrot

Aroma: Gerösteter brauner Zucker und erdige Vanille, mit Schichten von weichem Rauch, der von allen Seiten hereinweht.

Gaumen: Aschentoffee und dicker Honig, gepaart mit kräftig geräuchertem Schinken und weißem Pfeffer.

Nachklang: Fleischiges Malz und einige anhaltende Noten von frisch gebackenem Brot.

 

Wir hoffen mal wieder etwas frischen Wind in eure rauchigen Whiskys gebracht zu haben. Hier sind definitiv spannende und ausgefallene Abfüllungen am Start. Mehr gibt´s ansonsten natürlich wie immer auf eWhisky.de!