Eine einzigartige Familiengeschichte
Oft machen nicht nur Name und Geschmack einen Whisky einzigartig. Es sind die Menschen hinter dem Whisky, die immens zu Geschichte und Erfolg beitragen und dem Whisky verhelfen, in Erinnerung zu bleiben. Das perfekte Beispiel dafür ist die schottische Speyside Brennerei Cardhu.
Whiskyhersteller und Marketingberater tüfteln Monate um die perfekte Optik der Flasche und Verpackung zu kreieren. Denn tatsächlich wird beim Kauf eines Whiskys immens auf Optik geachtet und „die Flasche soll schön aussehen“ ist häufiger Kaufkriterium als man denkt! Aber wer von euch hat sich tatsächlich schon einmal ausführlich mit der Optik der Verpackung beschäftigt? Man wirft einen peripheren Blick drauf und geht dann doch schnell zum Inhalt über.
Im Falle von Cardhu sollte man aber auf jeden Fall einen längeren Blick investieren. Denn diese Verpackung erzählt eine der spannendsten Geschichten in der schottischen Whiskyindustrie und ehrt eine außergewöhnliche Frau, Helen Cumming.
Patriotismus und Zusammengehörigkeit der Schotten
Helen und Ihr Ehemann John betrieben um 1816 einen Bauernhof im kleinen Örtchen Cardow in der schottischen Speyside. Wie zu dieser Zeit üblich wurde Whisky hauptsächlich schwarz gebrannt, da sich niemand die hohen Lizenzgebühren leisten konnte. So wurde John allein im Jahr 1816 dreimal wegen illegaler Destillation verurteilt. Dabei war Helen der eigentliche Kopf dahinter.
Wie die meisten Frauen in Schottland war auch Sie für die Destillation des Whiskys zuständig und hat diesen durch Ihr Küchenfenster weiterverkauft. Dies war in der ganzen Speyside gängige Praxis und den Zollbeamten der britischen Krone natürlich bekannt, sodass regelmäßig Kontrollen stattfanden.
Doch Helen war auf der Hut. Durch die erhöhte Lage des Bauernhofs waren die Patrouillen schon von weitem Sichtbar. Sobald sich eine Patrouille näherte, hisste Helen eine rote Flagge auf ihrem Hof, um die umliegenden Nachbarn zu warnen.
Diese uneigennützige Tat der „Nachbarschaftshilfe“ wurde zum Symbol für die Selbstbestimmtheit und Zusammengehörigkeit der schottischen Bevölkerung. Noch heute ziert Helen und ihre Flagge die Abfüllungen von Cardhu, um an diese Zeit zu erinnern.
Die Geschichte prägt die Zukunft
Erst seit 1824 wird bei Cardhu legal gebrannt und schon zu dieser Zeit war der Whisky der Familienbrennerei auch überregional sehr beliebt. So kam es, dass John Walker, ein Geschäftsmann aus Kilmarnock, Geschmack an dem würzig-süffigen Destillat aus der Speyside fand und fortan seinen Blend mit diesem Tropfen kreierte. So wurde Cardhu mit der Zeit unverzichtbar für die Produktion des Blends wurde. 1893 kauften seine Enkel, die inzwischen das Geschäft übernommen haben, Cardhu als erste Brennerei und legte damit den Grundstein für ein mächtiges Whiskyimperium.
Heute gehört Cardhu zum Großkonzern Diageo und wird immer noch für die Blends von Johnnie Walker verwendet. Aber auch eigenständig hat Cardhu viele spannende Abfüllungen zu bieten, die mit einem würzig-fruchtigen Aroma überzeugen und eine große Fangemeinde besitzen.
So bleiben Helen und ihre Flagge auch weiterhin Teil der Zukunft von Cardhu und erzählen ihre Geschichte!