Neue schottische Brennereien – Annandale

Auf dem Weg gen Schottland ist Annandale Distillery die erste Brennerei hinter der englisch-schottischen Grenze und liegt nahe des Ortes Annan. Die historische Brennerei war von 1836 bis 1918 in Betrieb und produzierte einen typischen Lowland Whisky. Zuletzt war sie im Besitz von Johnnie Walker & Sons, bis sie im Zuge der Wirtschaftskrise 1918 stillgelegt werden musste. 1921 wurden die Gebäude an einen lokalen Farmer verkauft.

Alte Gemäuer zu neuem Leben erwecken

Zwei private Investoren, David Thomson und Teresa Church, kauften im Jahr 2007 die alten Gebäude von den Nachfahren des Farmers, mit dem ambitionierten Plan, Annandale Distillery nach authentischem historischem Vorbild wieder aufzubauen. Die beiden werden oft gefragt, wie sie auf die Idee kamen die alte, mehr als renovierungsbedürftige Brennerei wieder mit Leben zu erwecken.

Die meisten Leute scheinen eine rationale und gut durchdachte Antwort von zwei (hoffentlich) vernünftigen Wissenschaftlern und Geschäftsleuten zu erwarten, die möglicherweise auf die Investitionsrendite, die Diversifizierung der Geschäftsinteressen und ähnliches anspielen. Andere erwarten, etwas über einen Lebenstraum oder eine Leidenschaft für Whisky oder etwas Ähnliches zu hören.

Auch wenn beides dazu beigetragen haben mag, so ist die Wahrheit doch eine ganz andere. Auch wenn es ihm damals nicht unbedingt bewusst war, suchte David Thomson, ein im Ausland lebender Schotte, nach etwas, das sein Leben wieder in seiner schottischen Heimat verankern würde. Teresa Church, das andere Mitglied des Gründerduos, hat eine anhaltende Leidenschaft für die Restaurierung alter Gebäude. Für beide war die Annandale Distillery ein Fall von „Liebe auf den ersten Blick“. Das Vorhaben wurde 2011 umgesetzt und die aufwendigen Sanierungs- und Restaurationsarbeiten begannen. Dabei wurden keine Kosten und Mühen gescheut um die Brennerei in vollen Umfang zu restaurieren.

Das Geheimnis um die Destillerien im Süden Schottland

Eine wesentliche Frage, die sich beide lange vor dem Bau stellten war, warum es im Süden Schottlands so wenige Brennereien gibt? Hat die Lage einen Haken, von dem sie noch nichts wussten, oder gibt es einen anderen Grund für dieses Mysterium?

Zu dieser Zeit, im Jahr 2006/2007, war die ursprüngliche  Annandale Distillery seit fast 90 Jahren geschlossen und die Bladnoch Distillery war dabei, unter sehr traurigen Umständen zu verschwinden. Damit blieben die gigantische Kornbrennerei von William Grant in Girvan und die Glenkinchie Distillery von Diageo östlich von Edinburgh als einzige funktionierende Whiskybrennereien im Süden Schottlands übrig, obwohl keine dieser beiden Brennereien im strengen geografischen Sinne wirklich südlich ist. Zuvor gab es in den schottischen Borders zwei weitere Brennereien, Glen Tarras und Langholm, die jedoch beide Anfang des 19. Jahrhunderts ihre Produktion einstellten.

Bei der Suche nach einer Erklärung fällt sofort auf, dass das Klima im Südwesten Schottlands zu feucht für den Anbau der Gerstensorten von vor 100 bis 150 Jahren gewesen wäre. Andererseits gab es dort Wasser, Torf und Kohle im Überfluss, und das Wetter (feucht und mild) war ideal für die Reifung von Whisky. Außerdem verfügte Südschottland in den 1890er Jahren über ein gut ausgebautes Schienennetz, das den Transport der Gerste nach innen und den Transport des fertigen Whiskys nach außen relativ einfach machen sollte. Dies führte zu der unausweichlichen Schlussfolgerung, dass es keinen grundlegenden Grund gibt und wahrscheinlich auch nie gegeben hat, warum erstklassiger Single Malt Scotch Whisky nicht in Südschottland hergestellt werden könnte und sollte. Es gab also etwas zu beweisen!

Einen Haken hatte die Region in der Vergangenheit aber tatsächlich. Die Lowlands waren quasi der erste Anlaufpunkt für die Steuereintreiber der englischen Krone. Und auch zu Zeiten der Prohibition wurde hier deutlich öfter kontrolliert als im Norden Schottlands. Das hat garantiert den ein oderen anderen vom Bau einer Destillerie im Süden abgehalten! Da das inwzischen natürlich kein Hindernisgrund mehr ist, steigt auch die Anzahl der neuen Destillerien in den Lowlands.

Annandale geht an den Start

Am 03.11.2014 startete Annandale unter der Regie des ehemaligen Distillery Managers von Kilchoman Distillery, Malcom Rennie, die Produktion und am 15.11.2014 wurde das erste Fass befüllt. Damit war die historische Brennerei Annandale zurück auf der Whiskylandkarte.

Annandale Distillery arbeitet mit drei Brennblasen, einer großen Wash Still mit 12.000 Litern Fassungsvermögen und zwei kleineren Spirit Stills mit je 4.000 Litern Inhalt. Es war die Expertise von Dr. Jim Swan, die zu dieser ungewöhnlichen Konstellation führte. Durch die Aufteilung auf zwei kleine Spirit Stills hat das Destillat während der zweiten Destillation mehr Kupferkontakt, was zu einem sehr weichen New Make Spirit führt.

Annandale produziert heute zwei verschiedene Varianten von Spirit, sowohl ungetorft als auch mit 45 ppm schwer getorft. Da die Whiskys immer nur in kleinen Batches produziert werden, waren die neuen Annandale Whiskys in den letzten Jahren nur schwer verfügbar. Inzwischen gibt es sie regelmäßig am Markt, immer in kleinen limitierten Batches, aber leider zu einem vergleichsweise hohen Preis.

Um euch einen ersten geschmacklichen Eindruck von Annandale zu geben, stellen wir euch hier die aktuellen Abfüllungen vor.

Definitiv sind die aktuellen Annandale Whiskys aufgrund der Preise eher etwas für Sammler und Kenner. Wir hoffen jedoch, dass die Preise in den nächsten Jahren noch ein bisschen angepasst werden und auch für den breiten Markt interessant sind. Nichts desdo trotz sind wir vom Geschmack überzeugt. Vor allem mit den fruchtigen Sherryfassabfüllungen macht man nichts verkehrt!

Alle genannten und weitere Whiskys aus der neuen Annandale Brennerei findet ihr auf eWhisky.de. Da ist garantiert für Jeden was dabei! Euer eWhisky.de Team.