Wer hin und wieder aufmerksam vorm Whiskyregal im Spirituosengeschäft des Vertrauens steht, dem wird aufgefallen sein, dass die Bandbreite sich vom klassischen Single Malt wegbewegt. Double Malt, Triple Malt, Rye, Hirse, Hafer, die Destillerien werden immer experimentierfreudiger und ermöglichen uns eine enorme Bandbreite an Aromen. Im Spirituosenregal des typischen Einzelhandels ist dieser Wandel noch nicht ganz angekommen, aber auch im Kaufland um die Ecke habe ich schon den Rye Whisky von Stork Club aus dem Spreewald entdeckt.

 

Aufgrund der vielen neuen Brennereien weltweit, wird es immer schwieriger, sich von den Mitkonkurrenten abzuheben und seine eigene Nische zu finden. Neben speziellen, landestypischen Fassreifungen (Glöggweinfässer oder Preiselbeerweinfässer bei Mackmyra, alte Bierfässer bei Säntis) oder das Räuchern des Whiskys mit Schafdung wie bei Flóki, wird die Spezialisierung der Getreidesorten immer Populärer. Vor allem Whiskys aus Roggen haben in den letzten Jahren einen großen Hype erlebt und das nicht ohne Grund!

Der Fokus liegt auf dem Getreide

Die irische Brennerei Waterford brennt seit 2015 Whisky und stellt sich seither die Frage, welche Auswirkung unterschiedliches Getreide auf den Geschmack von Whisky hat. Das verschiedenste Komponenten für den Geschmack von Whisky zuständig sind, ist weithin bekannt. „The Wood makes the Whisky“ wird immer wieder gern als Grund für den bestimmten Geschmack von Whisky zitiert. Auch der Lagerort, die benutzte Hefe oder das regionale Klima wird als Geschmackskriterium herangezogen.  Doch der Hauptbestandteil von Whisky wird eher selten in Betracht gezogen und „Barley Management“ hat sich auch noch nicht so richtig durchgesetzt. Die Waterford Distillery legt ihr ganzen Ausgenmerk genau auf diesen Punkt und arbeitet mit über 90 regionalen Bio-Bauern zusammen. Allerdings wird auch hier bisher nur mit Gerste gearbeitet.

 

Muss es immer Gerste sein? Roggenwhiskys im Vergleich
Das unterschiedliche Getreidesorten sich verschieden auf den Geschmack auswirken hat auch die englische Brennerei Adnams Copper House Distillery schon zu ihrem Steckenpferd gemacht. Neben dem klassischen Single Malt wird hier auch ein Rye Whisky und ein sogenannter Triple Malt (Weizen, Gerste und Hafer) produziert. Auf dem internationalen Whiskymarkt räumen Rye und Triple Malt reihenweise Preise ab und katapultieren Adnams in den Whiskyhimmel.

 

Was macht Roggenwhiskys so besonders?

 

Diese Frage ist relativ einfach beantwortet, nämlich die Würze. Rye-Whiskys müssen aus mindestens 51% Roggen bestehen, je höher der Roggenanteil umso würziger ist der Whisky. Aber auch süße-malzige Noten kommen beim Rye-Whisky sehr gut durch. Oftmals erinnert das erste Riechen an frisch gebackenes Brot und geht dann meist in herbe Schokolade über.

Fakt ist, Roggenwhiskys muss man beim Verkosten Zeit geben. Vor allem für Einsteiger ist dies extrem wichtig um die einzelnen Aromen zu erkennen. Und, man sollte Roggenwhiskys und Single Malts geschmacklich nie über einen Kamm scheren. In einer Blindverkostung würden wahrscheinlich auch ungeübte Zungen sofort den Unterschied erschmecken, denn Roggen bringt eben eine ganze eigene Charakteristik mit. Schottische Destillerien tun sich weiterhin schwer mit anderen Getreidesorten, daher sind Rye Whiskys hauptsächlich in den skandinavischen Ländern, England, Irland und natürlich Amerika zu finden.

Sicher ist Roggenwhisky nicht jedermanns Geschmack. Ähnlich wie beim Bourbon scheiden sich hier die Geister und oftmals braucht es einen zweiten, dritten und vierten Versuch bis man sich für Rye begeistert. Dann aber mit Leib und Seele. Wir wollen euch jedoch auf gar keinen Fall verunsichern und stellen euch einfach mal ein paar Fläschchen vor. Beim Rye ist die Devise, einfach mal ausprobieren und dem Whisky Zeit geben. Wir sind uns sicher, dass Rye Whiskys garantiert den ein oder anderen vom Hocker hauen werden!

Der Einsteiger – Kilbeggan       Small Batch Rye Whiskey

 

Mit nur 30% Roggenanteil ist dieser Whisky kein „echter Rye“ sondern zählt als „Irish Whiskey“. Allerdings ist er perfekt um die Charakteristik des würzigen Getreides sanft zu erschmecken.

 

Tasting Notes:

Aroma: Weiche, grüne Früchte verbinden sich mit einem reichhaltigen, cremigen Aroma und machen Platz für weißen Pfeffer, Zitrusfrüchte und sanfte Ingwergewürze.

Gaumen: Schönes, wärmendes Mundgefühl von strukturierter Vanillecreme, blumigen Gewürzen, Nelken und trockenem Biskuit.

Nachklang: Ungeheuer lang und nuanciert, dicker, buttriger Belag mit einer Rückkehr zur Vanille.

Muss es immer Gerste sein? Roggenwhiskys im Vergleich
Muss es immer Gerste sein? Roggenwhiskys im Vergleich

Vanille trifft auf Würze – Adnams Rye

Mit 75% Roggenanteil ist der englische Adnams schon ein richtiges Brett. Die Reifung in frischen französischen Eichenfässern bringen mit süßen Vanillenoten einen schönes Ausgleich

 

Tasting Notes:

Aroma: Volles und übbig mit aromatischer Orangenschale, süßer Vanille und Zuckerrübensirup. Schwarzer Pfeffer und Roggenbrot kommen dazu.

Gaumen: Recht trocken, Würzig wie frisches Bauernbrot aus Roggenmehl. Rosinenbrötchen und süße Honignoten gesellen sich dazu und wieder süße Vanille

Nachklang: Mittellang, trocke, würzig wie herber Espresso

 

100% Roggen – Koval Rye

 

Neben der Charakteristik Single Barrel trägt dieser Whiskey zusätzlich noch Bio und Kosher zertifiziert. Hergestellt aus einer einzigartigen Maische aus 100% biologischem Roggen, ist er ein überraschend frischer und leichter Whiskey mit weichen und süßen Noten von Ahorn und Mais.

 

Tasting Notes:

Aroma: Verbranntes Karamell und frisches Brot mit einer kräftigen Eichennote

Geschmack: Kraftvoll aber rund, mit Noten von Ahornsirup, geröstetem Malz, Kaffee und weicher Eiche

Nachklang: Herbe Vanille und Pfeffer hinterlassen angenehme Bitternoten

Muss es immer Gerste sein? Roggenwhiskys im Vergleich
Muss es immer Gerste sein? Roggenwhiskys im Vergleich

Roggen und Zigarrenfässer –          Heaven´s Door Straight Rye

 

Mit 95% Roggenanteil und einer Lagerung von 7 Jahren ist dieser Whisky ein richtiger Kracher. Zuerst wurden frische getoastete am. Eichenfässer verwendet. Danach bekamm der Whisky ein Finish ein frischen Zigarrenfässern aus dem Vogesen. Diese Fässer haben nichts mit Zigarren zu tun, lediglich die langezogene Form gib ihnen den außergewöhnlichen Namen.

 

Tasting Notes:

Aroma: würzig nach Eichenholz und Pfeffer dazu kommen angenehme Zitrusnoten und Karamell

Gaumen: Erstaunlich fruchtig, wie süßes Früchtebrot, Aprikosen und Kakao, geröstete Nüsse, komplexe Gewürze und ein wenig Vanille und Karamell.

Nachklang: Weich und zugänglich mit einem lang anhaltenden Abgang von Orangenschalen, Koriander und Gewürzen.